Osteopathie – Was ist das?

osteopathie-stillEs gibt unzählige Definitionsversuche der Osteopathie. Dies liegt  sicherlich auch ein wenig an der nicht ganz gelungenen Namensgebung dieser Therapie.

Osteon bedeutet Knochen,  Pathos das Leiden. Nun, in der klassischen Medizin bedeutet der Begriff tatsächlich „Knochenleiden“.

Der reine Begriff ist also eher etwas verwirrend. Vielleicht verstehen wir ihn etwas besser, wenn wir uns dem  Begründer der Osteopathie Andrew Taylor Still in seinem zeitlichen Umfeld nähern. Schauen wir doch einmal, was Wikipedia dazu meint:

„1874 ‚erschuf‘ Still diese Bezeichnung, da er die Knochen als Hebel zur Beeinflussung des Bewegungsapparates benutzte, um über vegetative und humorale Reflexmechanismen einen positiven Einfluss auf Erkrankungen zu haben.“ Und was heißt das jetzt genau?

Osteopathie-Mielke-2Nun, offensichtlich benutzte Still die Knochen nur, um damit Einfluss auf unser Körperinneres zu nehmen, genauer gesagt unser Organ- und  Nervensystem sowie die zirkulierenden Flüssigkeiten (Blut, Lymphe…). Nach seiner Überzeugung ist eine freie Zirkulation für die Zufuhr von Nährstoffen und Sauerstoff sowie den Abtransport von toxischen Substanzen unerlässlich. Still nannte dieses Phänomen übrigens „the arterial rule“ (das arterielle Gesetz). Wir mobilisieren also Knochen mit dem Ziel, Flüssigkeiten in Bewegung zu bringen! Das wird ja schon spannender ….

„Stills rein manuelle Techniken dienten seiner Ansicht nach zur optimalen Anpassung (nicht zur  Korrektur) des Organismus, wodurch sich die Selbstregulationsmechanismen, d.h. die Gesundheit des Körpers wieder besser entfalten könne und bestehende Symptome oder Krankheiten verdrängen würden.“

osteopathie-mielke-1Still meinte mit Gesundheit übrigens kein endgültiges Ziel, sondern ein zu erhaltendes Gleichgewicht in unserem Körper. Verliert der Körper dieses Gleichgewicht, so erkranken wir.

Nun, dies soll keine Entdeckungsreise in die Tiefen der osteopathischen Philosophie werden. Um Sie nicht zu sehr auf die Folter zu spannen, habe ich eine relativ einfache Definition der Osteopathie für Sie entdeckt, welche ich der Website meiner ersten osteopatischen Ausbildungsstätte, der International Academy of Osteopathy entnommen habe:

„Osteopathie ist eine vollwertige medizinische Disziplin, in der die manuelle diagnostische und therapeutische Vorgehensweise bei Funktionsstörungen im Mittelpunkt steht. Ziel der Osteopathie ist die Wiederherstellung der körperlichen Funktionsfähigkeit durch die manuelle Beseitigung von Blockaden bzw. Bewegungsverlusten egal welchen Gewebes.“

„Egal welchen Gewebes“. Hier geht es also längst nicht mehr allein um Knochen.  Das ist doch eine gewaltige Menge Gewebe: Haut, Fett, Bindegewebe, Organe, Muskeln, Nerven, Blut, Lymphe, Hirnflüssigkeit, Vegetatives Nervensystem ….

All diese Gewebe sind funktionell voneinander untrennbare Strukturen, welche, komplett durch Bindegewebe (das sind unsere Faszien) von Kopf bis Fuß miteinander verwoben, eine Einheit bilden. Selbst unsere Knochen sind übrigens nichts anderes als die verkalkten Fortsetzungen dieser Faszien, welche in Form von Muskelfasern schräg an ihnen ansetzen. Und dies ist der Grund, warum wir Osteopathen während der Behandlung immer den gesamten Körper in Betracht ziehen. Das ist schon ziemlich ganzheitlich, oder?

Ich möchte Ihre Geduld nicht zu lang strapazieren und beende hiermit meine kleine Einführung in unser/mein osteopathisches Denkmodell.

Ich hoffe, dass ich Sie ein wenig neugierig machen konnte und verweise bei Interesse an einer osteopathischen Behandlung auf die Folgeseiten.